Lebenslauf von Johannes Brahms

Bild von Johannes Brahms Johannes Brahms wurde am 7. Mai 1833 im Hamburger Gängeviertel, heute würde man sagen den Slums, geboren. Er entstammt einer west-holsteinisch-dithmarsischen Bauern- und Handwerkerfamilie. Der Vater Johann Jacob Brahms war der einzige Musiker in der Ahnenreihe der Familie. Er ließ sich 1826 in Hamburg nieder und betätigte sich hier u.a. als Straßenmusiker, bis er endlich eine feste Stelle als Kontrabassist am "Städtischen Orchester Hamburg" annehmen konnte.

Der bei Johannes Brahms schon in jungen Jahren sich regende Musiziertrieb wurde von verantwortungsbewussten Lehrern wie Friedrich Willibald Cossel und E. Marxen planmässig entwickelt. Der junge Brahms entfaltete sich bald zu einem pianistischen Wunderkind, das schon mit 10 Jahren die ersten öffentlichen Konzerte gab. Ab seinem vierzehnten Lebensjahr war Johannes dann immer öfter im Musikbetrieb der Hansestadt zu hören. Durch Stundengeben, als Tanzmusiker oder als Theaterpianist musste Brahms schon früh zur Ernährung seiner Familie beitragen. In diese Zeit fielen auch die ersten schöpferischen Tätigkeiten. Es handelte sich hierbei um kleinere kammermusikalische Werke, die Brahms später wieder vernichtete.

Im Jahre 1853 unternahm Johannes Brahms eine Konzertreise in die niedersächsische Provinz die für ihn von schicksalhafter Bedeutung werden sollte. In Hannover lernte er den Geigenvirtuosen Joseph Joachim kennen mit dem ihn seitdem eine enge Freundschaft verband. Joachim brachte Brahms im selben Jahr mit Clara Schumann und Robert Schumann in Düsseldorf zusammen. Nach Schumanns Tod, der sich sehr für Brahms verwendete, im Jahre 1854, wurde aus der zarten Freundschaft zu Clara eine stille Liebe.

In Düsseldorf entstanden frühe Werke des angehenden Komponisten, in denen man seine Suche nach einem eigenen Stil erkennen kann. Nach dem Tod Robert Schumanns und der Übersiedlung von Clara nach Berlin, verließ auch Brahms wieder Düsseldorf, wo er sich zwischenzeitlich fest angesiedelt hatte.

In den Jahre 1857-59 hielt er sich abwechselnd in Hamburg und in Detmold auf. Nach der seelisch zermürbenden Zeit in Düsseldorf, kam er nun zur Ruhe. In den Kompositionen aus dieser Zeit, spiegelt sich der Seelenzustand des jungen Mannes wieder. Ab 1859 zog sich Brahms wieder nach Hamburg zurück und förderte in verstärktem Maße seine kompositorischen Pläne. Das Jahr 1862 war für Brahms von entscheidender Bedeutung. Er verließ am 8. September Hamburg und zog nach Wien. Brahms hatte den Hamburgern nie vergessen, dass diese ihm niemals eine Stelle als Dirigent der Hamburger Philharmonischen Konzerte anvertrauten. Die Wiener hingegen erkannten ziemlich schnell, wer da aus dem Norden Deutschlands zu ihnen gekommen war. Im Jahre 1863 übertrugen sie ihm die Leitung der Wiener Singakademie. Aber Brahms war nicht für die mit dieser Tätigkeit verbundenen Verwaltungsaufgaben geschaffen. Nach nur einem Konzertwinter bat er um seinen Rücktritt. Obwohl die Sehnsucht nach bürgerlicher Sicherheit bei Brahms ihn immer wieder zu neuen Anstrengungen in diese Richtung führten, scheiterten diese doch ebenso, wie der Wunsch zu heiraten und eine Familie zu gründen.

Seine letzten Konzertreisen als Pianist fallen in die Jahre 1865-68. Sie führten ihn nach Österreich-Ungarn, Schweiz, Holland, Dänemark und in das gesamte Reichsgebiet. Später trat er öffentlich nur noch als Interpret seiner eigenen Weke hervor. Nach einigen weiteren Versuchen eine feste Anstellung zu erlangen, zog sich Brahms in den folgenden Jahren bis ins Jahr 1872, er war nun 39 Jahre alt, in die Einsamkeit zurück.

Ab dem Jahr 1871 bezog Brahms seine endgültige Wohnung in Wien in der Karlsgasse 4. In dieser ersten Wiener Phase, setzte Brahms zu einem ernormen künstlerischen Höhenflug an. Bis ins Jahr 1875 fallen auch die Arbeiten an seiner 1. Sinfonie, die 1876 auf Rügen vollendet wurde. Ganze 15 Jahre reifte dieses Werk bis zum endgültigen Abschluss. Trotz einiger Angriffe des Liszt-Wagner-Kreises wie etwa durch Hugo Wolf, stand Brahms in der Mitte der siebziger Jahre auf dem Höhepunkt seines Ruhmes.

Durch den Simrock Verlag in Wien, der seine Werke veröffentlichte und verkaufte, konnte Brahms ein ansehnliches Vermögen ansammeln, welches ihm finanzielle Unabhängikeit ermöglichte. Johannes Brahms war nun freischaffender Künstler. Bis in die neunziger Jahre unternahm Brahms zahlreiche Konzertreisen als Interpret, zunehmend als Dirigent seiner eigenen Werke.

Brahms wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Unter anderem erinnerten sich die Hamburger an ihren "großen Sohn" und verliehen ihm 1889 den Ehrenbürgerbrief. Zu Ehren seines 60. Geburtstages ließ die Wiener Gesellschaft der Musikfreunde eine Brahmsmünze prägen. Brahms erlebte noch, wie sich seine Kunst allen Widerständen zum Trotz, durch die sogenannten Wagnerianer, auf der ganzen Linie durchsetzte.

1896 starb die für Johannes Brahms "Herrliche Frau" Clara Schumann. Nach der Beisetzung in Bonn, bei der Brahms zugegen war, reiste dieser nach Ischl. Dort wurde er nach kurzer Zeit von einer Gelbsucht befallen. Die Ärzte diagnostizierten eine organische Erkrankung (Leberkrebs). Trotz einer Kur in Karlsbad zerfiel sein Körper rasch. Bis Anfang März 1897 besuchte Brahms noch regelmäßig Konzerte in Wien. Am 26. März 1897 verschlimmerte sich sein Zustand dramatisch. Er starb am 3. April. Die feierliche Beisetzung fand am 6. April statt. Johannes Brahms wurde auf dem Zentralfriedhof in Wien beerdigt. Dort ruht er in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ludwig van Beethoven und Franz Schubert.

Brahms gilt heute als der erste bedeutende Sinfoniker nach Ludwig van Beethoven. Oft wird seine 1. Sinfonie als Beethovens 10. bezeichnet. Er hatte einen Schritt gewagt, den damals niemand für möglich hielt. Er trat aus dem Schatten Beethovens hervor und schuf sich seine eigene sinfonische Welt.



Hans-Werner Vogelwiesche
Letzte Änderung am 15. Mai 2011