Bohuslav Martinů (1890-1959)
Epos o Gilgamešovi
(Das Gilgamesch-Epos)
Allgemeine Angaben zum Oratorium:
Titel: | Epos o Gilgamešovi |
Titel : | Das Gilgamesch-Epos |
Titel : | The Epic of Gilgamesh |
Widmung: | Maja Sacher |
Entstehungszeit: | 1949-55 |
Uraufführung: | 23. Januar 1958 in Basel |
Besetzung: | Soli (SATB), Sprecher, gemischter Chor (SATB) und Orchester |
Spieldauer: | ca. 50 Minuten |
Erstdruck: | Wien: Universal Edition, 1958 |
Opus: | H 351: The Epic of Gilgamesch (Das Gilgamesch-Epos) |
Kaufempfehlung:
CD: | [Details] |
Gilgamesch (Oratorium) (Supraphon, DDD, 2016) Bohuslav Martinu (1890-1959) »Dieses Changieren zwischen Archaik und Moderne, zwischen distanzierendem Bericht und emotionalem Ausdrücken gestaltet Manfred Honeck mit seinem ideal besetzten Solistenquartett mit Sprecher in dieser Live-Aufnahme überzeugend. Hinzu kommt ein makellos singender Chor, der vor allem in den A-capella-Teilen klangvoll mit guter Wortverständlichkeit intoniert. Und die Tschechische Philharmonie glänzt mit überragender Spielkultur.« (Fono Forum, April 2018) |
Zum Oratorium:
Art: | Oratorium / Kantate in 3 Teilen |
Libretto: | Lubor Matouš in der Umdichtung von Ferdinand Pujman |
Sprache: | tschechisch |
Handlung:
1. Teil: | Gilgamesch Er, dessen Herz alle Dinge erfahren, soll das Volk belehren! Er, der allwissende Mann, soll das Volk führen! Sein Wissen soll er verbreiten, ein jeder möge es erfahren. Gilgamesch lässt dem Sohn nicht den Vater, nicht die Tochter der Mutter, nicht das Weib ihrem Gatten! Er ist unser Hirte, stark ist er, voll Macht, voller Stolz ist Gilgamesch. Dem Rufe lieh die Göttin Aururu ihr williges Ohr. In einsamer Wüste formte sie aus Ton den streitbaren Helden Enkidu. Die langen Haare trug er wie ein Weib, üppig sprossen sie ihm, wie auf dem Feld die Gerste. Er kennt weder die Menschen, noch das Land. Mit den Gazellen teilt er seine Nahrung. Vereint mit dem Vieh drängt es ihn zum köstlichen Wasser. Einen Jäger trifft er an der Tränke, wo das Vieh den Durst löscht. Der Jäger kommt wieder, an der Hand ein lockendes Weib. Sie öffnet den Mantel, dass ihre Schönheit erscheint. Sein Blick erspäht sie und er umfängt das Mädchen. Seit diesem Tage kennt ihn die Herde nicht mehr. Er nahm das Weib mit sich, und zwei Tage saßen sie an der Quelle. Die Herde kam nach und gemeinsam weideten sie mit dem Vieh und tranken das köstliche Wasser. Beide legten den Mantel ab, Und mit weiblichen Reizen verführte sie ihn. Die Herde riss vor ihnen aus, sobald sie sich näherten. Die Frau hielt es nicht länger bei dem weidenden Vieh. Enkidu gefiel ihr, denn er war stark und schön wie ein Gott. Und wie ein Gott soll er sein, edel und groß. Sie sagt zu ihm, er solle mitkommen in die Stadt Erech, wo in heiligen Hallen Gilgamesch in festlichem Glanz thront. Des Weibes Rede gefiel dem Helden und er ging mit ihr, um Gilgamesch zu sehen und mit ihm seine Kräfte zu messen. Er schneidet Gilgamesch den Weg ab und versperrt ihm mit dem Fuße das Tor. Sie ringen miteinander und brüllen gleich einem Tier. Das Tor erzittert. Sie ringen und raufen und würgen und schnaufen Der Wall stürzt ein. |
2. Teil: | Der Tod Enkidus Gilgamesch und Enkidu wurden innige Freunde. Plötzlich erkrankt Enkidu. Er träumt, der Rat der Götter habe seinen Tod beschlossen. In der Nacht erzählte er dem Freund seinen Traum: Das Firmament grollte und die Erde erbebte. Einsam stand er, als eine Gestalt sich näherte Schwarz war des Mannes Blick und düster alles an ihm. Der Finstere sprang ihn an. Mit seinen Klauen riss er ihn herab, um ihn dann zu überwältigen. Seine Arme umschlangen seinen Leib und bezwungen ward Enkidu. Dann führte er ihn ins Dunkel, von wo es kein Zurück mehr gibt. Noch nie gab es hier einen Pfad, von dem man je zurückgekehrt wäre. Der Mann führte ihn an den Ort, dessen Bewohner das Licht des Tages nie gekannt haben, nie hat sie der Strahl des Lichts berührt, nur Staub, Staub und nochmals Staub. Die Herrin der Unterwelt sah ihn, drehte das Haupt und wendete sich ihm zu. Wen, mein Freund, vernichtet nicht der Tod? Nur Götter leben ewig, die Tage der Menschen sind gezählt. Leidvoll verstrich die Zeit. Am zwölften Tag erlag Enkidu den Schmerzen. Gilgamesch weinte bitterlich, gleich einem Klageweibe. Enkidu der den wilden Panther der Steppe bezwang, Welcher Schlaf hält ihn umfangen? Schweigsam ist er und niemals wird er den Freund hören. Er, mit dem er alle Not teilte und alle Mühsal, Er, den er so liebte, ging von ihm. Das ewige Los des Menschen hat ihn erwischt. Gilgamesch weinte bei Tag und bei Nacht, doch sein Ruf verhallte ungehört. Gleich einem Wurm liegt der Beherrscher der Welt hingestreckt. Sucht ihn nicht auch der Tod, der Enkidu holte. Ängste erfüllen sein Herz. Todesfurcht jagt ihn über die Steppe. Warum läuft Gilgamesch? Die Unsterblichkeit wird er nicht finden! Den Tod haben die Götter bestimmt und die Tage des Menschen sind gezählt. Des Freundes Geschick drückt ihn nieder. Unendlich lang irrt er über die Steppe. Ja, des Freundes Los lastet schwer auf ihm. Oh, weshalb sollte er schweigen. Sollte er sich, gleich ihm, nicht auch niederlegen zur Ruhe, so wie er, niemals mehr erwachen? Gilgamesch, was läufst du, was suchst du? Das ewige Leben wirst du niemals finden. Woher willst du wissen, ob alle miteinander Brüder sind oder ob sie sich hassen. Wenn das Maß der Zeit erreicht ist, erlischt die brennende Kerze. |
3. Teil: | Die Beschwörung Gilgamesch, warum verließ die Kraft dich? Finster ist Deine Seele. Dein Mut schwand dahin. Wie von weiter Fahrt zurückgekehrt erscheinst du. Des Freundes Geschick drückt ihn nieder. Sein Los lastet auf ihm. Was soll er tun. Wohin soll er sich wenden. Ein Dämon entriss ihm die Fröhlichkeit. Tod ist um ihn, wo er weilt. Gilgamesch, der das Geheimnis ewigen Lebens nicht kennt, ruft jetzt seinen toten Freund. Enkidu ruft er zu, aus der Erde aufzusteigen. Nicht die Pest hat ihn hinweggerafft oder eine andere Krankheit, einzig nur die Erde. Es war nicht das Fieber, und er fiel nicht im Kampf. Geheimnisvoll war sein Sterben. Nein, der Pestgott war es nicht. Zur Erde ist er zurückgekehrt. Enkidu, steig herab aus deinem Grab! Und Gilgamesch schritt ganz allein zum Tempel des Gottes Enlil. So sprach Gilgamesch: Enlil mein Vater, der Tod warf mich zu Boden. Soll ich mich nicht niederlegen wie er für alle Ewigkeit und nie mehr erwachen? Nicht die Pest besiegte ihn, es war die Erde. Nur die Erde war es, die ihn hinwegnahm. Enkidu, steig aus dem Grab! Und Enlil der Vater verharrt schweigend. Mondgott, mein Vater, öffne der Tiefe Gewölbe, dass die Seele des Enkidu steige aus der Tiefe empor. Immerzu wiederholt Gilgamesch sein Bitte, immer dringlicher wird sein Flehen. Die Seele des Enkidu soll emporsteigen ans Licht, dass er reden kann mit ihm. Doch der Mondgott hüllt sich in Schweigen. Gilgamesch wendet sich an Ea und Ea schenkt dem Flehenden Gehör. Einen Spalt öffnete er die Erde und dem Winde gleich entschwebte ihr der Geist Enkidus und die Freunde fallen sich in die Arme. Von seinem Freunde lässt Gilgamesch sich künden von den Gesetzen der Unterwelt, ob er sie erkannt hat. Wen von denen, die hinsanken, sah er? Er sah sie alle: den Mann der vom Mast fiel und das Weib, welches in bitteren Wehen verstarb. Ruhelos irrte ihr Geist umher. Ja, er sah, er sah, er sah! |
Letzte Änderung am 25. März 2016
Beitrag von Engelbert Hellen
Beitrag von Engelbert Hellen