Lebenslauf von Joseph Marx
Joseph Rupert Rudolf Marx wurde als Sohn eines Arztes und einer Pianistin am 11. Mai 1882 in Graz/Österreich geboren. Die erste Unterweisung in die Musik erhielt er von seiner Mutter und wurde anschließend an Johann Buwas berühmter Klavierschule unterrichtet, wo vor ihm bereits viele andere Persönlichkeiten ihre musikalische Ausbildung genossen hatten, darunter Hugo Wolf. Hier erlernte Marx nicht nur das Violinspiel, sondern brachte sich zudem selbst das Cellospielen bei. Seine ersten Erfahrungen im Komponieren sammelte er zur Gymnasialzeit, als er aus vorhandenen Themen Klavierstücke und kleinere Werke für Trio- und Quartettbesetzung arrangierte. In der Zwischenzeit trat er außerdem als Klavierbegleiter bei Aufführungen des Schulensembles auf. Daraufhin wurde ihm das Klavierspielen von seinen Eltern (in erster Linie von seinem strengen Vater) verboten, doch er nutzte weiterhin jede sich bietende Gelegenheit, seinen Durst nach seiner größten Vorliebe, der Musik, zu stillen. Bereits zu dieser Zeit schrieb er seine ersten Klavierstücke. Während der Oberstufe erwog er - möglicherweise auch als Vorwand zur Befriedigung seiner Eltern - eine Ausbildung zum Uhrmachermeister, die er dann auch tatsächlich begann; doch auch der Beruf des Fotographen war ihm in dieser Zeit in den Sinn gekommen. Schließlich kehrte er dann doch ans Gymnasium zurück und beendete die Matura mit Erfolg. Nachdem er sich auf Wunsch seines Vaters in der juristischen Fakultät der Universität Graz eingeschrieben und ein Jahr lang in diesem für ihn so fremden Fach durchgehalten hatte, belegte er Kurse in Philosophie und Kunstgeschichte. Dies führte schließlich zu einem Bruch mit seiner Familie, doch für Marx hatte sein großes Interesse an der Musik weiterhin Vorrang, so daß er im Alter von 26 Jahren seine Kompositionstätigkeit wieder aufnahm und innerhalb von vier Jahren (1908-12) ungefähr 120 seiner rund 150 Lieder schrieb. Als hierdurch der Name des in Graz zum Doktor der Philosophie promovierten und in seiner Heimatregion bereits gefeierten Liederkomponisten auch in Wien bekannt wurde, übernahm Marx den ihm 1914 angebotenen Posten des Professors für Theorie an der Musikakademie der Universität Wien. 1922 wurde er Direktor dieser Akademie und zur Zeit der Reorganisierung des Instituts zur Hochschule für Musik (1924-27) hatte er den Posten des Rektors inne. In der Folgezeit (1932-33) war Marx einige Zeit lang im Auftrag der türkischen Regierung als Berater im Aufbau des (später von Paul Hindemith weiter ausgebauten) Konservatoriums in Ankara und des türkischen Musikschulsystems tätig. Bis 1938 arbeitete er als Musikkritiker für das Neue Wiener Journal, und nach dem zweiten Weltkrieg übte er die gleiche Tätigkeit für die Wiener Zeitung aus. In den insgesamt 43 Jahren seiner Professorentätigkeit in den Fächern Komposition, Harmonie und Kontrapunkt unterrichtete Marx eine ganze Musikergeneration (insgesamt 1.255 Studenten) und verfasste zudem zahlreiche Kritiken und musikwissenschaftliche Schriften. So war Joseph Marx als einflussreiche Persönlichkeit bis zu seinem Tode am 3. September 1964 Präsident, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender zahlreicher bedeutender Musikgesellschaften und -vereinigungen Österreichs. Berkant Haydin |
Letzte Änderung am 1. Mai 2004