Lebenslauf von Ludwig Alois Minkus

Bild von Ludwig Alois Minkus Wenn man das Leben von Minkus erforscht, kommen viele Ungewissheiten zu Tage - der Ort seiner Geburt, die Zahl der Ballette, die er komponierte, aber auch der Ort und das Datum seines Todes wären noch Gesprächsstoff für Diskussionen. Sie können hier den am meist geglaubten Sachverhalt, zusammen mit einigen alternativen Gedanken nachlesen:

Aloisius Ludwig Minkus wurde am 23. März 1826 in Groß Meseritsch nahe Brno geboren. Minkus studierte am Wiener Konservatorium und in seinen Teenagerjahren begann er mit fünf Stücke für Violine ernsthafte Kompositionen zu schreiben, welche im Jahre 1846 oder 47 publiziert wurden. Er begann auch leichte Tanzmusik zu komponieren, performierte als Soloviolinist und leitete kurzerhand ein Orchester, das mit dem jüngeren Johann Strauss konkurrierte. 1846, mit 19 Jahren ging, Minkus von Wien nach Paris. Es gibt verschiedene Ansichten darüber, ob Minkus zum Ballett Paquita, welches von den erfahrenen Komponisten Edouard Deldevez in Paris 1946 uraufgeführt wurde, Musikeinlagen beigesteuert hatte oder nicht. Als Petipa das Ballet in St. Petersburg 1881 wieder zum Leben erweckte, wurde ihm die Produktion zugeschrieben, der er im Jahre 1847 einen neuen Pas de Trois und einen grand pas hinzufügte. Die erste öffentliche Aufführung einer Balletmusik von Minkus war vermutlich ein Entr'acte, eingefügt in einer Moskauer Aufführung von Adam’s Orfa.

Es war in Russland, als Minkus die Vornamen Léon Fedorovich annahm. Im Jahre 1853 wurde Minkus Orchesterdirigent und Violonist des Leibeigenen Orchesters des Prinzen Nikolai Yusupov. Zwei Jahre später trat er dem Orchester des italienischen Operentheaters in St. Petersburg bei. Er unterrichtete auch im Violinenspiel. Das Jahr 1861 sah den Anfang einer Verbindung mit dem Bolschoi Theater, zuerst als Violinsolist und ein Jahr später als Leiter mit dem Titel "Inspektor der Orchester" und 1864 wurde er zum Balletkomponisten am Bolschoi ernannt.

1863 komponierte er die Musik für Saint-Léon’s Fiametta, und eine verkürzte Version von seinem Salamander wurde in Paris als Némea 1864 aufgeführt. Minkus behielt seinen Kontakt mit Paris, wo er 1866, dort 20 Jahre nach seinem Debut, selbst der ältere, erfahrenere Musiker war, der den größeren Teil zu dem Ballet La Source schrieb; wobei nur ein Akt dem jüngeren Delibes anvertraut wurde.

Zurückkehrend nach Russland, begann Minkus Ballettmusik für Petipa’s Werke zu schreiben. 1868 plante Petipa seinen Don Quixote für das Bolschoi Theater, mit der Musik von Minkus. Sie hatte einen enormen Erfolg, als sie 1869 zum ersten Male aufgeführt wurde. Damit errang Minkus den Posten als amtlicher Komponist des Kaiserlichen russischen Ballets, eine Position die vorher der Italiener Ceasare Pugni innehatte, der die Musik zu mehr als 300 Balletten komponierte. Minkus hielt diese Position, bis sie 1886 eingestellt wurde. Diese Jahre waren für Minkus fruchtbar und seine zahlreichen Kompositionen schlossen 1877 La Bayadère mit ein.

Minkus war auch dafür verantwortlich, zusätzliche Musik für bereits bestehende Ballette zu komponieren, wie zum Beispiel für Giselle; auf Bitten von Petipa komponierte er zusätzliche Variationen für Giselle in den beiden Akten.

Unzufrieden mit seiner Pension von der russischen Regierung, zog sich Minkus in sein gebürtiges Wien zurück, wo er bis seinen Tode residierte und dort durch Pneumonia am 7. Dezember 1917 starb. Dieses Datum ist in den amtlichen städtischen Aufzeichnungen von Wien notiert, obwohl er, wie auch behauptet wird, angeblich in Moskau oder Berlin zwischen 1890 und 1917 gestorben sei.

Minkus war von einem musikalischen Standpunkt aus unglücklich, ein Zeitgenosse von Tschaikowsky zu sein. Es muss jedoch bemerkt werden, dass er als Komponist für Ballette als Spezialist angesehen werden kann und sollte nicht mit seinesgleichen wie mit Tchaikovsky oder Stravinsky verglichen werden, die von einem anderen Genre kommen. Zusammengefasst könnte man meinen, seine Ballettmusik ist voll vom Melodie und Rythmus, welche viel Charme versprüht und unverzüglich bezaubert. Obwohl seine Orchestrationen nicht durchdacht waren und wie John Lanchbery anmerkte, "..gelegentlich können sie in banalen, im Kreise sich drehenden Tönen hinabgleiten," hatte Minkus die Fähigkeit, einem Stück emotionell Gefühl oder Stimmung zu geben, ohne es zu dominieren und den Tänzern erlauben, sich in besten Licht zeigen zu können. Er besaß die Gabe, dass er sogar dem unbeholfenste Zuhörer dazu verleiten konnte, dass dieser aufstehen und tanzen möchte. Er brachte alle Liebhaber, Zigeuner, Radschas, Spanische Stierkämpfer, Indische Tempeldienerinnen, Lebendige und Tote dazu, zu rythmischen Walzerklängen zu tanzen.



Beitrag von Peter A. Bokon (aus dem Englischen frei übersetzt)
Letzte Änderung am 3. Juli 2006