Giuseppe Verdi (1813-1901)
La Battaglia di Legnano
(Die Schlacht von Legnano)
Allgemeine Angaben zur Oper:
Titel: | La Battaglia di Legnano |
Titel : | Die Schlacht von Legnano |
Titel : | The Battle of Legnano |
Titel : | La Bataille de Legnano |
Entstehungszeit: | 1848-49 |
Uraufführung: | 27. Januar 1849 in Rom (Teatro Apollo) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 110 Minuten |
Erstdruck: | Firenze: Ricordi e Jouhaud, 1849 ? |
Verlag: | New York: E.F. Kalmus, 1980 ? Mailand: Ricordi, 1980 |
Zusatzinformationen: | Libretto |
Zur Oper:
Art: | Lyrische Tragödie in vier Akten |
Libretto: | Salvatore Cammarano |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Mailand und Como |
Zeit: | 1176 |
Personen:
Federico Barbarossa: | Kaiser Friedrich Barbarossa |
Primo Console di Milano: | Erster Konsol von Mailand |
Secondo Console di Milano: | Zweiter Konsol von Mailand |
Il Podesta di Como: | Bürgermeister von Como |
Rolando: | Mailänder Heerführer |
Lida: | seine Frau |
Arrigo: | Veroneser Krieger |
Marcovaldo: | deutscher Kriegsgefangener |
Imelda: | Lidas Zofe |
Weitere: | Knappen, Herolde, Todesritter, Bürger, Senatoren, Soldaten |
Handlung:
1. Akt: | EGLI VIVE - ER LEBT! 1. Seine Eroberungsgelüste richtete der Staufen-Kaiser Friedrich Barbarossa zunächst auf die norditalienischen Städte, von denen ihm Mailand am Begehrlichsten schien. Die Metropole der Lombardei war eine reiche Stadt und bestens geeignet, die Kriegskasse des Rotbärtigen aufzufrischen. Die Kreuzzüge ins Heilige Land wollten finanziert sein, aber dem Kaiser fehlten die Mittel. Keine gute Idee, deshalb in Italien einzudringen, findet Giuseppe Verdi und und schildert, wie die Angegriffenen sich in der Schlacht von Legnano mutig und erfolgreich gegen Plünderung und Gewalt zur Wehr setzen. Der Opernchor gibt eine ausführliche Beschreibung über die Stimmung in der Bevölkerung und was man zum eigenen Schutz zu tun gedenkt: „Es lebe Italien! Ein heiliger Bund vereinigt alle Söhne des Landes. Endlich hat er aus so vielen ein Volk von Helden gemacht! Entrollt die Banner auf dem Schlachtfeld, unbesiegte Liga der Lombarden! Möge ein Schauern den grausamen Barbarossa erfassen! Lang lebe Italien, stark und einig durch Schwert und Geist! Macht diese Erde, die unsere Wiege war, zum Grab des Fremden!“ 2. Arrigo führt aus, dass im Schatten der heiligen Mauern die Flamme des Patriotismus wiedergeboren wurde und immerfort brennen wird. Er grüßt das tapfere Mailand, eine der vorzüglichsten unter den Städten Italiens und freut sich, von den Toten wieder auferstanden zu sein. Auf dem Schlachtfeld hatte er unbeachtet herumgelegen und war von einer fremden Mutter gesund gepflegt worden. Das Blut war gestillt und die Wunden verheilt. Jetzt kann das Getümmel wieder rund gehen, nachdem sein Herz zeitweilig unter einem Meer von Tränen begraben lag. Möge diese Erde, die seine Wiege war, das Grab der fremden Eroberer werden. Sein ehemaliger Freund taucht auf und freut sich überschwänglich, den Vermissten wiederzusehen. Bittere Tränen hatte Rolando um ihn geweint. Zwischenzeitlich hat er geheiratet und seine Frau hat ihm einen Sohn geboren. Der Freund hatte geglaubt, er sei in den Flammen von Susa umgekommen. Nun ist er glücklich, den lieben Veronesen in seine Arme schließen zu können. Die Konsuln der Stadt lassen die Menschen schwören, Mailand mit dem eigenen Blut zu verteidigen. Die geplünderten Altäre rufen nach Vergeltung und die Horden der Feinde sollen hinter die Donau zurückgetrieben werden. 3. Der Frauenchor, der dem Auftritt Lidas vorangeht, steht den Männern an vaterländischen Gefühlen nicht nach. Sie kritisieren Lida, die Frau eines Heerführers, ob ihrer Trauer: „Mailand bejubelt die Ankunft der Tapferen, in deren Händen unser Schicksal liegt. Voller Freude eilen ihre Frauen herbei, um sie mit Rosen zu überhäufen. Nur du fliehst vor diesem glücklichen Anblick wie vor einem traurigen und schrecklichen Geschehen, und doch liebst du dein Vaterland. Ein italienisches Herz glüht in deiner Brust.“ Die Freundinnen haben die Wahrheit gesprochen, Lida liebt ihr Vaterland unendlich. Doch sie hatte einige Sterbefälle in der Familie. Ihre Brüder und ihre Eltern liegen unter der Erde, und deshalb ist dort, wo Freude und Lachen herrschen, kein Platz für sie. Zu schwer hat der Verlust sie getroffen und Wunden hinterlassen, die unheilbar sind. Ihr Erbe jedenfalls ist der Schmerz und Tränen sind ihr einziger Trost. Das Leben hat nur Leid für sie, doch ihre Sehnsucht nach dem Grab hat der Himmel bedauerlicherweise ignoriert. Immerhin ist sie Mutter geworden und deshalb ist es eine Sünde, sich den Tod zu wünschen. Völlig korrekt! Deshalb sollte Lida auf unangebrachte Wünsche verzichten. Marcovaldo ist ein deutscher Kriegsgefangener unter der Aufsicht Rolandos, der ihm jedoch eine gewisse Bewegungsfreiheit zubilligt. Doch was tut der Intrigant? In seiner Undankbarkeit wirft er schamlose Blicke auf sein Weib. In blinder Liebe zu Lida kann er seine Blicke leider nicht beherrschen, doch zur Gewaltanwendung kommt es nicht, denn Imelda erscheint und kündet die Ankunft des Gatten in Begleitung eines Fremden an. Himmel, es ist Arrigo! Marcovaldo sieht Röte in ihren Wangen aufsteigen und wird sich in Zukunft bemühen, in ihren Blicken das Geheimnis ihres Herzens lesen. Ist es wahr? Nun soll sie den Geliebten wiedersehen? Nicht länger kann sie ihr Herz in der Brust zurückhalten. Wahrscheinlich sind die Schläge, die sie spürt, das Herzklopfen der Liebe. Aber wenn diese Empfindung unrecht wäre, die aus ihrem Herzen spricht, dann soll ein Leben voller Leiden sie genügend strafen. 4. Rolando erscheint mit seinem Freund Arrigo. Möge Lidas teures Herz die Freude mit dem seinen teilen. Sie soll herschauen, denn der oft beweinte Freund lebt. Himmel! Ihre Hände zittern und sie erbleicht. Arrigo geht es auch nicht gut. Oft gehe als Folge des Schmerzes ein Zucken durch sein Herz, welches aber bald wieder verschwinde. Rolando gewährt dem Freund Unterkunft. Ein Herold tritt auf. Militärische Erfordernisse beordern Rolando in seiner Eigenschaft als Heerführer vor den Senat. Die Pflicht ruft und der Geforderte sieht sich genötigt, Lida mit dem Freund allein zurückzulassen. Diesen plagt die Eifersucht. „Ist es wahr? Du gehörst einem andern und schworst, für immer mir zu gehören? Der Himmel war dein Zeuge? Und doch hast du deinen Eid gebrochen! Du gehörst einem andern? Um eine solche schreckliche Wahrheit zu glauben, muss ich sie noch einmal von deinen Lippen hören! Sprich, worauf wartest du? Töte mich, das wäre Gnade.“ Verdi geht es darum, Emotion und Leidenschaft zu vertonen. Aus dieser Sicht sollte man Zugeständnisse machen und den animalischen Instinkt und den poetischen Wert der Dichtung Cammaranos nicht unter die Lupe nehmen. Lida bietet als Entschuldigung, dass sie die falsche Nachricht hörte, Arrigo sei im Krieg gefallen. Der Vater war schwer krank und wollte sie im Falle des Ablebens keinesfalls als Waise auf dieser Erde zurücklassen. Deshalb besiegelte er ihr Schicksal. Doch sie darf ihm versichern, das Leben wurde ihr zur Last und das Ehebett ihr Totenlager. Kein Herz habe je mehr gelitten als das ihre. Wie viel Schmerz und Trauer hat ihrem zärtlichen Herzen die Nachricht seines Todes gekostet? Ihre schnelle Heirat legt davon Zeugnis ab! Arrigo! Die sich angegriffen Fühlende empört sich. Hatte er nicht ihr Ehrenwort, dass sie den Helden Italiens zu Füßen des Allmächtigen wiedersehen wollte, egal wo immer er fallen würde? Kann sie ihr Vergehen entschuldigen? Verräter verhalten sich meistens so und schieben ihr Versagen auf andere. Die Eidbrüchige soll sich entfernen. Geliebt hatte er sie wie einen Engel und jetzt hasst er sie wie einen Teufel. Er wird jetzt auf das Schlachtfeld eilen und zu ihrer Verteidigung dort mit durchbohrtem Herzen fallen. Das Blut, welches er vergießt, möge ihr zum Segen gereichen! Ach, er soll doch sein Schwert in ihre Brust stoßen, damit sie zu seinen Füßen tot niedersinken kann. - Arrigo beschimpft Lida und versetzt ihr einen Schubs, um sich anschließend aus ihrer Reichweite zu entfernen. |
2. Akt: | BARBAROSSA 5. Das kleine Städtchen Como besitzt ein schönes Rathaus. Im Ratssaal haben sich Heerführer und Magistrat versammelt, denn eine Delegation aus Mailand hat sich angekündigt. Im Prinzip ist man nicht geneigt, ein Bündnis mit der ungeliebten Stadt zu schließen. Haben die Bewohner von Como vergessen, welche schweren Wunden das große Mailand in der Vergangenheit der kleinen Schwester zugefügt hat? Der Hass, der sich mit Blut vermengt hat, lebt in den Herzen weiter. Er soll an die Nachkommen vererbt werden. Der Bürgermeister ersucht die Versammelten, dem Vortrag der Gesandtschaft zunächst einmal geduldig zuzuhören. Rolando, der mit der Aufgabe betraut wurde, die Leute aus Como vor den Mailänder Karren zu spannen, hält eine salbungsvolle Rede. Eine neue Horde von Barbaren bedrohe das heilige Italien. Die gut gerüsteten Veroneser kämpften mit dieser Macht um den Weg über die Etsch, die jetzt durch Graubünden fließt. Friedrich hielt sich in Pavia auf und konnte nicht eingreifen. Es wäre nun sehr einfach, eine Schranke durch Waffen und Truppen zu bilden, um die Teutonen oberhalb der Ufer des Comer Sees zurückzuwerfen. Will Mailand den Kriegsschauplatz in entlegene Gefilde verlegen? Der alte Hass zwischen Como und Mailand sollte schweigen, um den Weg freizumachen, gemeinsam zu operieren. Beide Städte haben das gleiche Vaterland und den gleichen Feind. Gemeinsam sollten sie ihre Schwerter erheben, um den Agressor zu vertreiben. Hat Rolando den Pakt vergessen, der alle gemeinsam an Friedrich bindet? Ein schändlicher Pakt, den eine heilige Hand zerschmettern sollte. Können sich die Männer von Como sich eigentlich an diesen Handel erinnern, ohne schamrot anzulaufen? Sind sie nun Italiener oder sind sie es nicht? Arrigos Rede macht keinen guten Eindruck, denn es ist diplomatisch unklug, Männer zu provozieren, die man für ein Bündnis gewinnen will. Rolando schlägt auch noch in die gleiche Kerbe. In Gedanken und Taten würden die Versammelten wie barbarische Fremde wirken. Wenn erst die glücklichen Zeiten angebrochen sind, werden die Enkel sich der feigen Großväter schämen. Die Geschichte sollte sie einst nicht als Mörder ihrer Brüder bezeichnen dürfen. Der Bürgermeister stellt emotionslos fest, dass harte Worte gesprochen wurden. Welche Antwort sollen die Gesandten aus Mailand denen geben, die sie geschickt haben? 6. „Ich werde die Antwort geben“. Zu aller Überraschung hat Kaiser Friedrich Barbarossa den Ratssaal betreten. Hat ihn aus Pavia die Hölle hierher geführt? Federico, wie die Italiener ihn nennen, geht auf Rolando und Arrigo zu. Weshalb sind sie bleich und entsetzt bei seinem Anblick und weshalb ersterben die Worte auf ihren tollkühnen Lippen? Auf sinnlose Beleidigungen reagieren tapfere Männer nicht, ist die unpassende Antwort der beiden Mailänder. Auf dem Felde wird man sich wiedersehen. Am Blitzen der Waffen wird der Unterdrücker die Tapferkeit seiner Gegner erkennen. Die Vorlauten sollen sich hüten. Ein unversöhnliches Herz wird der Kaiser den Widerspenstigen zeigen. Alle Türen zur Galerie werden für den schaulustigen Opernbesucher abrupt geöffnet, damit er sehen kann, wie die kriegerischen Gegner den Hügel herunterkommen. Man staunt, welch großes prächtiges Heer dem Staufen-Kaiser folgt! Auf Mailand stürzt jetzt der Blitzschlag der Rache. Das ist die furchtbare Antwort, welche die Kundschafter den Mailändern überbringen sollen. Den Rebellen wird er Entsetzen einjagen; zweimal wird die Stadt zerstört werden. Doch Arrigo und Rolando können ihr Mundwerk nicht halten. Die gedungenen Schwerter seiner Räuberbanden werden das Volk nicht besiegen, welches zur Freiheit strebt. Italiens Größe sei unantastbar, erhält der Kriegslüsterne zur Antwort. Federico behauptet, dass er selbst das Schicksal Italiens sei. Unter sein Joch wird er es zwingen! Arrigo und Rolando sehen das anders: Er würde fallen und seine Truppen würden unterworfen. Italien wird groß und frei sein!- Der Chor lässt sich nichts vormachen: Das Recht des Stärkeren wird die Frage auf dem Schlachtfeld lösen! Krieg bis zum Tode, brüllt man im Chor. |
3. Akt: | L'INFAMIA - DIE SCHMACH 7. Das unterirdische Gewölbe der Basilika S. Ambrogio in Mailand dient den Verschwörern als Versammlungsort. Es sind die „Ritter des Todes“, die das grausige Schweigen der Gräber stimulieren, um die Asche der gefallenen Väter und Brüder zu beschwören, ihnen in der Schlacht als Schatten hilfreich zur Seite zu stehen. Alle Geheimbündler tragen, schräg um die Schultern geschwungen, eine Schärpe, auf der ein Totenkopf prangt. Als Kämpfer des Todes kommt Arrigo neu hinzu. Seine Stimme ist bereit, den hohen Eid zu schwören, denn sein Herz brennt darauf, gegen den habgierigen rotbärtigen Herrn zu kämpfen, der das Feld von Legnano als Schlachtstätte ausgewählt hat. Arrigo ist bereit, entweder zu sterben oder zu siegen. Die Ritter bestätigen, dass der Lombarde ein tapferer Kämpfer sei. Der Gelobte wehrt bescheiden ab. An Tapferkeit stehe er vielleicht an letzter Stelle, aber die Liebe zum Vaterland rücke ihn allerdings in die erste Reihe. Arrigo bekommt ein nagelneues Schwert, wird zünftig eingekleidet und brüderlich umarmt. Alle erheben ihre Stimme zum Schwur: „Wir schwören, Italiens Unrecht zu beenden und seine Tyrannen bis über die Alpen zu verfolgen. Ehe wir aufgeben und auf den Sieg verzichten, wollen wir auf dem Schlachtfeld fallen. Sollte einer von uns aus Feigheit seinen Eid brechen, dann soll die Erde dem Verräter einen Platz im Leben und ein Grab im Tode versagen. Mögen Gott und die Menschen ihn verlassen, wenn sein letzter Tag anbricht.“ Die Luft ist stickig und man findet schnell wieder die Wendeltreppe nach oben. 8. Imelda will wissen, wohin Lida eilt. Was soll sie der Guten sagen, wenn sie es selbst nicht weiß? Die Dienerin hat gesehen, wie sie kürzlich unter Tränen einen Brief verfasste und ihn in ihrem Ausschnitt verschwinden ließ. Die Verdächtigte bestreitet, kann aber ihre Verwirrung nicht verbergen. Ist es ein Brief an Arrigo, dessen Gift wie Nattern den Busen durchbohrt und die geheimsten Kammern ihres Herzens erreicht. Wenn Imelda ohnehin die Wahrheit ahnt, mag sie den Brief auch befördern. Lida wirft sich der Dienerin verzweifelt in die Arme, denn ein Wahnsinniger - so behauptet sie - eile zu seinem Grabe und zerre seine alte Mutter hinter sich her, die die sterbend mit ihrem letzten Seufzer verfluche. Lida hat nämlich erfahren, dass Arrigo dem Geheimbund beigetreten ist und in dem Brief will sie versuchen, ihn von seinem Unsinn abzubringen. 9. Schnell versteckt Imelda die Botschaft in ihren Kleidern, denn Rolando hat seine Wohnung betreten. Bevor er in den Krieg zieht, will er sich von seiner lieben Gattin verabschieden. Den Spross ihrer gemeinsamen Liebe soll sie - bevor er vielleicht für immer das Haus verlässt - noch einmal in seine Arme führen. Zwar hat der Himmel den Unterdrückten den Sieg versprochen, aber der Preis dafür ist kostbares italienisches Blut. Vielleicht ist der Knabe schon morgen ein Waisenkind - wer kennt die verschlungenen Wege der göttlichen Vorsehung? Der Himmel möge den Vater vor dem Zorn seiner Feinde retten! 10. Schön öfter haben die beiden Freunde Seite an Seite gekämpft und in einer der Schlachten verdankt Arrigo dem anderen sein Leben. Arrigo weiß von der kriegerischen Begeisterung seines Freundes, wenn die Trompeten zu den Waffen rufen. Doch jetzt möchte dieser ihm die geheimen Qualen seines Herzens offenbaren. Ein heimliches Entsetzen greift nach ihm, wenn er daran denkt, dass er Gatte und Vater ist. Als Hauptmann der Reitertruppe muss er vor dem Morgengrauen bei der Armee sein. Arrigo soll bei den Truppen aus Verona bleiben, weil der Kriegsrat ihn zur Verteidigung Mailands berufen hat. Der Freund soll ihm zuhören! Wenn er morgen kämpft und für immer die Augen schließen muss, vertraut Rolando ihm die Fürsorge für sein Weib und seinen Sohn an. Er muss ihr Schutzengel sein. Das letzte, was er von ihm verlange, sei das heilige Versprechen, sich seiner Familie anzunehmen. Arrigos Herz ist voller Tränen, aber der Umarmung des Freundes möchte er am liebsten ausweichen. Er beeilt sich, die Abschiedsszene hinter sich zu bringen und verlässt den Raum. 11. Der Verräter naht! Kurz und bündig erklärt Marcovaldo dem erschrockenen Rolando, dass er betrogen und verraten wurde. Die Ehre sei besudelt! Allmächtiger Gott! Wer war der Ruchlose? Den Beweis habe er von Imelda an sich genommen. Rolando erkennt Lidas Handschrift. Marcovaldo sagt, er habe der Falschen von Anfang an misstraut. Der Überraschte liest: „Ich weiß alles!“ Bei den Rittern des Todes habe er sein Gelübde abgelegt. Ihr Gatte führe den ersten Angriff gegen Federico. Vor der Schlacht will sie den Geliebten noch einmal sehen. „Komm ich flehe dich an...“ sind ihre letzten Worte. Rolando rast. Das verfluchte Paar soll zittern! 12. Der Schutzwall von Mailand hat viele Türmchen. In einem von diesen sitzt Arrigo und schreibt einen Abschiedsbrief an seine unglückliche Mutter. Es sei Nacht, beginnt er, außer dem Murmeln des Bächleins, welches am Fuße der Mauer vorbei fließt, sei nichts zu hören. Lida hat Arrigos Dienstraum ausfindig gemacht und stürmt plötzlich herein. Sie schaut ihm über die Schulter und liest in dem Brief, dass er zu sterben beabsichtige. Der herzlose Mann kennt nicht die Liebe eines Sohnes, denn sonst könnte er nicht solche grausamen Worte an seine Mutter schreiben, dass er sterben wolle. Lida stellt ihn zur Rede, dass der Tapfere im Falle der Kriegsgefahr sein Leben für das Vaterland aufs Spiel setze. Wenn er stirbt mischen seine Lieben Tränen des Stolzes unter die Tränen der Trauer. Bei ihm sei das offenbar anders, denn er sei fest entschlossen zu sterben - komme was wolle. An sie denke er überhaupt nicht. Es ist wahr, dass sie ihn immer noch liebe. Aber sie müssen einander meiden: Er habe auf eine alte Mutter Rücksicht zu nehmen und sie auf einen kleinen Sohn. Weshalb hat er ihren Brief nicht beantwortet? Nun sei sie persönlich erschienen, um seine Stellungnahme zu vernehmen. Arrigo behauptet, dass er nie einen Brief bekommen habe. „Was?“ In diesem Moment rüttelt es an der Tür und Arrigo hört Rolandos Stimme seinen Namen rufen. Lida soll sich schnell auf dem Balkon verstecken. Damit Rolando nicht von drinnen nach draußen gucken kann, verriegelt er den Fensterladen. 13. Rolando gibt vor, dass er über die Mitgliedschaft in der geheimen Bruderschaft Bescheid wisse. Er drängt den Zögernden zur Eile, während er seine Augen umherschweifen lässt. Der Besucher öffnet den Fensterladen, um die Morgensonne hereinzulassen und sieht seine Frau sich auf dem Balkon an die Mauer drücken - genau so, wie er sich das vorgestellt hatte. Fragen ersparen ihr die Ausflüchte! Die Abscheuliche habe den Gatten fürchterlich verhöhnt. Lida und Arrigo fragen sich gegenseitig, weshalb sich der Boden unter ihren Füßen nicht öffne und wo der Blitz bleibe, der eigentlich einschlagen müsse. Ein jeder der beiden versucht, die Schuldfrage so zu gestalten, dass der andere ungeschoren davon kommt. Rolando stellt fest, dass Lida den ehelichen Bund zerbrach. Der Verräter soll nicht wagen, sie zu verteidigen und seine verfluchte Zunge zügeln. Arrigo bittet den Freund, ihn zu töten. Doch das könnte ihm so passen. Auch Lida bittet, sein Schwert in ihr Herz zu stoßen. Aber all die Dinge, die sich Salvatore Cammerano ausgedacht hat, können nicht mehr realisiert werden, denn die Trompeten rufen Rolando zum Kampf. Er überlegt kurz, entfernt sich und versperrt hinter den beiden die Tür zur Wendeltreppe. Arrigo ruft er noch zu, dass die Trompeten die Tapferen rufe, aber seine Strafe soll die Schande sein! Der Eingeschlossene beteuert, dass Lidas Ehre von ihm nicht angetastet wurde und ruft den Himmel als Zeuge an. Vom Balkon sieht Arrigo, wie die Todesritter sich formatieren. Unerträglich für ihn, nicht dabei sein zu können. Der Kampflustige macht einen Hechtsprung in den Burggraben und sorgt sich um seine heilen Knochen. |
4. Akt: | MORIRE PER LA PATRIA - FÜRS VATERLAND STERBEN 14. Was niemand so recht glauben kann - die Lombarden haben den Rotbärtigen in der Schlacht von Legnano besiegt. Der Kirchenchor wünscht den Besiegten alles Schlechte. Gott soll es einrichten, dass man die Feinde aufs Rad bindet und wie die Halme dem Wind preisgibt. So wie der Blitz den Fels spaltet, möge Gott sie mit seiner Wut verfolgen und sie mit seinem Zorn erschrecken. Zusätzlich soll er sie mit Scham erfüllen und die Söhne des Vaterlandes vor neuem Gemetzel bewahren. Imelda behauptet, dass sie gesehen habe, wie Arrigo aus dem Burggraben geklettert sei und sich den Truppen anschloss. Stimmt das auch wirklich, will Lida wissen, oder hat ihre Hoffnung sie getäuscht? Der Zweite Konsul bestätigt, dass ein Bote aus Legnano kam, der von der Niederlage des Feindes berichtete. Der Kaiser selbst wurde verwundet von Arrigo aus Verona aus dem Sattel gerissen. Der Chor freut sich: Die Kunde vom Sieg soll von den Alpen bis zum Thyrrenischen Meer erschallen. Italien wird sich ruhmvoll erheben und zukünftig wieder die Königin des Mittelmeers sein. Jeder, der kein Lombarde ist, kann diese Freude nicht verstehen, tauschen sich Lida und Imelda aus. 15. Welch trauriger Klang ertönt plötzlich? Ein verwundeter Ritter wird vorbeigetragen. Lida fühlt das Blut in ihren Adern erstarren. Unglückliches Schicksal! Die Blicke Lidas und Arrigos begegnen sich. Will sie nicht die Hand ergreifen, bevor die Kälte des Todes sie erstarren lässt? Man entschließt sich, den Sterbenden auf die Treppenstufen der Kirche zu betten. Rolando nähert sich und mit seinem letzten Atemzug schwört ihm Arrigo bei der Rettung Italiens, dass Lidas Herz so rein sei, wie das eines Engels. Rolando ist tief gerührt, denn wer für sein Vaterland stirbt, kann keine Schuld in sich tragen. |
Letzte Änderung am 10. Juli 2011
Beitrag von Engelbert Hellen
Beitrag von Engelbert Hellen