Giuseppe Verdi (1813-1901)
Un ballo in maschera
(Ein Maskenball)
Allgemeine Angaben zur Oper:
Titel: | Un ballo in maschera |
Titel : | Ein Maskenball |
Titel : | A Masked Ball |
Titel : | Un bal masqué |
Anlass: | Auftrag für das Teatro San Carlo in Neapel |
Entstehungszeit: | 1857-58 |
Uraufführung: | 17. Februar 1859 in Rom (Teatro Apollo) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 140 Minuten |
Erstdruck: | Mailand: Ricordi, 1859 ? |
Verlag: | Mailand: Ricordi, 1987 |
Bemerkung: | Ursprünglich hielt sich das Libretto an die Vorlage „Gustave III.“ - ein Drama über Leben und Tod des schwedischen Königs. Vor der geplanten Uraufführung in Neapel wurde am 13. Januar 1858 ein Attentat auf Kaiser Napoleon III. von Frankreich verübt. Neapel war damals von den Bourbonen anhängig, und so kam die Oper aufgrund der Zensur nicht zur Uraufführung. Das Teatro Apollo in Rom bot Verdi an, das neue Werk dort aufzuführen. Doch hier bereitete nun die päpstliche Zensur Probleme. Diese konnten aber gelöst werden, indem die Handlung nach Boston und hundert Jahre zurück verlegt wurde und einige Personen (vor allem die Adligen) neue Namen bekamen. Musik und der Text wurden beibehalten. In der heutigen Zeit gibt es zunehmend Aufführungen der Urfassung. |
Zusatzinformationen: | Libretto |
Kaufempfehlung:
CD: | [Details] |
Un Ballo in Maschera (DGG, ADD, 80) Giuseppe Verdi (1813-1901) K.Breh in stereoplay 9/86:"Von der Besetzungher ausgewogene, vom Dirigat her sogar profilierteGesamtaufnahme."Hermes Opernlexikon: "In der Durchgestaltung der Rollen,der Musik, der Stück-Dramaturgie ist dies zweifellosdie beste jüngere Aufnahme. Einmal mehr bewährt sichAbbados Mischung aus Genauigkeit und Leidenschaftlichkeit,aus Feuer und Kalkül. Brusons Belcanto ist Zentrum einesideal geführten Ensembles." |
weitere ... |
Zur Oper:
Art: | Oper in drei Akten |
Libretto: | Antonio Somma (nach Eugène Scribe) |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Boston an der amerikanischen Ostküste |
Zeit: | gegen Ende des 17. Jahrhunderts |
Personen:
Graf Richard: | Gouverneur von Boston (Tenor) |
Renato: | ein kreolischer Offizier (Bariton) |
Amelia: | Gattin Renatos (Sopran) |
Ulrica: | eine Wahrsagerin (Mezzosopran) |
Oscar: | ein Page (Sopran) |
Silvano: | Matrose |
Samuel: | ein Verschwörer (Bass) |
Tom: | ein Verschwörer (Bass) |
Weitere: | ein Oberrichter, Amelias Diener, Hofleute, Gesandte, Offiziere, Abgeordnete, Künstler, Gelehrte, Verschworene, Diener, Maskierte, Tänzerinnen, Tänzer, Soldaten, Bürger, Bauern, Matrosen, Schiffer und Volk |
Handlung:
1. Akt: | 1. Szene - Saal im Hause des Gouverneurs Adel, Volk und Bittsteller haben sich am frühen Morgen im Audienzsaal des Gouverneurs versammelt. Darunter sind auch einige Verschwörer mit ihren Anführern Tom und Samuel. Während die übrigen das Wirken des Grafen für die von ihm verwaltete Provinz loben, sinnen die Verschwörer heimlich auf Rache für ihnen und ihren Freunden vom Gouverneur zugefügtes Unrecht. Der Page Oscar tänzelt herein und kündigt seinen Herrn an, der ihm auf dem Fuße folgt. Der Gouverneur begrüßt alle Anwesenden sehr freundlich und nimmt ihre Bittschriften entgegen, soweit sie ihm zugereicht werden - nur den Verschwörern gegenüber gibt er sich kalt und dienstlich. Während sein Page die restlichen Bittgesuche einsammelt, erklärt der Graf, Macht sei nur dann rechtmäßig ausgeübt, wenn sie die gerechten Bitten des Volkes erfülle. Mit den restlichen Gesuchen überreicht Oskar dem Grafen eine Liste der zum Maskenball geladenen Gäste. Mit großer Freude liest er dort den Namen Amelias, die er heimlich liebt. Sie ist die Gattin seines besten Freundes Renato. Mit einem Wink bedeutet er den Anwesenden, den Saal zu verlassen. Die Verschwörer müssen sich eingestehen, dass dies nicht der rechte Augenblick für einen Mordanschlag ist. Sie entfernen sich zusammen mit den übrigen, durch die sich Renato seinen Weg in den Saal bahnt. Richard bemerkt ihn zunächst nicht. Er ist in den Widerstreit seiner Gefühle für Amelia und um die Achtung seines besten Freundes versunken. Erst als Renato die betrübte Stimmung seines Herrn anspricht, schreckt er hoch. Der Offizier deutet an, er kenne den Grund. Der Gouverneur heißt ihn zu schweigen. Doch Renato fährt fort und berichtet von den Verschwörern und den Gefahren, die sie über das Lind bringen. Richard ist erleichtert. Da kehrt der Page zurück und kündigt den obersten Richter an. Der legt dem Gouverneur Schriftstücke zur Unterschrift vor. Ein Dokument fordert die Verbannung der Wahrsagerin Ulrica, die der Richter aus dem Land gewiesen wissen will. Richard fragt den Pagen nach dessen Meinung. Oskar berichtet, die Prophezeiungen der Zigeunerin hätten sich bisher stets bewahrheitet und bittet um Gnade für sie. Der Graf lässt Gefolge und Volk wieder eintreten und eröffnet ihnen seinen Plan: Man wolle gemeinsam in Verkleidung zu dieser Wahrsagerin gehen - und er selbst werde sich die Zukunft vorhersagen lassen. Vergeblich rät Renato davon ab. Ihm bleibt nur, Richard gut zu schützen, der Oscar beauftragt, ihm ein Fischerkostüm zu verschaffen. Die Verschwörer verspüren Aufwind. Vielleicht wird sich dort die Gelegenheit zur Rache finden. 2. Szene - In der Höhle der Wahrsagerin Ulrica hat eben einem jungen Paar die Karten gelegt. Nun wirft sie Kräuter in den dampfenden Kessel und beschwört den König der Unterwelt, dass er ihr helfe. Ehrfürchtig und staunend steht das Volk um sie herum. Der Graf kommt mit seinem Gefolge in die Höhle und drängt sich vor. Aber die Leute drängen ihn zurück. Es wird dunkel und donnerähnliches Rauschen ist vernehmbar - der angerufene Geist ist erschienen. Sie reibt Stirn und Hände mit dem Gebräu aus dem Kessel ein. Nun ist sie bereit und fähig, die Zukunft zu deuten. Der Matrose Silvano behauptet, der Erste zu sein und lässt sich nicht abdrängen. Ulrica ergreift seine rechte Hand. Nach kurzem Blick darauf weissagt sie ihm, er werde in Kürze im Dienst aufsteigen und reich belohnt werden. Während der Matrose diesen Spruch mit großer Freude aufnimmt, kritzelt Richard schnell ein paar Worte auf ein Stück Papier und steckt es dem Matrosen zusammen mit einer Geldrolle unbemerkt zu. Silvano greift mehr zufällig in die Tasche und findet beides. Jubelnd verkündet er seine Ernennung zum Offizier und schwenkt das Geld in der Luft - und das Volk jubelt ebenso, hat sich doch erneut eine Prophezeiung der Zigeunerin bewahrheitet. Es klopft. Eine verschleierte Dame wird eingelassen, deren Diener um eine geheime Beratung seiner Herrin bittet. Ulrica weist alle anderen Leute hinaus. Allein Richard bleibt. Er hat sie erkannt und versteckt sich im Raum. Amelia trägt ihren Wunsch vor: Sie will die Liebe zum Grafen aus ihrem Herzen verbannen. Ulrica rät ihr, nachts bei Vollmond an der Richtstätte ein bestimmtes Kraut zu pflücken, welches ihr Leiden heilen werde. Amelia will alle Furcht überwinden und den Rat befolgen. Richard hat ihren Worten gelauscht und wird ihr folgen, um sie zu schützen. Die Leute verlangen ihre Rückkehr. Schnell geleitet Ulrica die Dame durch eine Geheimtür hinaus. Nun tritt der Gouverneur vor die Wahrsagerin. Übermütig gibt er sich als Fischer aus und verlangt, ihm die Zukunft vorherzusagen. Ulrica entgegnet ihm scharf, sein Spott und Hohn zieme sich nicht - und könne leicht ein blutiges Ende heraufbeschwören. Sie liest in seiner Hand, dass diese den Degen wohl zu führen wisse - doch… er solle sie verlassen und nicht weiter fragen. Richard bleibt und fordert immer wieder eine Antwort. Schließlich wahrsagt Ulrica, er werde durch die Hand eines Freundes sterben. Der Graf amüsiert sich über die „Possen“ der Zigeunerin und fragt, wer denn wohl sein Mörder sein werde. Ulrica antwortet unmissverständlich - der, der ihm als nächster die Hand geben wird. Lachend wendet sich Richard an sein Gefolge und die umstehenden Leute. Doch niemand will seine ausgestreckte Hand ergreifen. Nun tritt Renato ein. Der Graf reicht ihm die Hand, die sein Offizier zur Begrüßung ergreift. Dabei nennt er auch den Namen seines Herrn. Ulrica ist tief erschrocken und sinkt auf die Knie, bleibt aber bei ihrem verhängnisvollen Spruch. Richard hebt ihre Verbannung auf und bedenkt sie mit einer großen Börse. Gefolge und Volk rücken näher heran. Alle loben und preisen ihren Gebieter. Unter großem Jubel zieht sich der Gouverneur mit seinem Gefolge zurück. Nur Ulrica weiß, dass er noch heute sterben wird. |
2. Akt: | Auf der Richtstätte Von Angst geschüttelt tritt Amelia auf die Richtstätte zu. Sie spricht sich selbst Mut zu und will mit der Suche nach dem Zauberkraut beginnen, als es Mitternacht schlägt. In diesem Augenblick taucht ein Schatten auf. Sie erschrickt heftig und will davonlaufen. Aber der Graf, der ihr nachgeeilt ist, hält sie zurück und gibt sich zu erkennen. Verzweifelt will Amelia sich ihm entziehen und erinnert an ihren Gatten, seinen besten Freund und Vertrauten. Richard gesteht ihr glühend seine Liebe, versichert ihr aber, ihre Ehre zu wahren. Auch sie solle sich zu dieser Liebe bekennen, fordert er. Amelia gesteht ihre Liebe. Der Graf schwelgt in seligen Gefühlen, Amelia sieht Erlösung von dieser unerfüllbaren Liebe nur im Grab. Hastig verschleiert Amelia ihr Gesicht, als sich eine Gestalt nährt. Voller Panik sehen beide sich mit Renato konfrontiert, der den Verschwörern gefolgt ist. Sie waren dem Gouverneur gefolgt, um ihn zu ermorden. Als Renato nach den Mördern sucht, fordert Amelia Richard dringend auf zu fliehen. Der aber bittet seinen zurückkommenden Freund, die Dame ohne ein Wort und ohne einen Blick hinter ihren Schleier zu werfen in die Stadt zurückzubringen. Die Freunde tauschen ihre Mäntel, um die Verschwörer irre zu führen. Der Graf entfernt sich. Als Renato die Dame nach Hause geleiten will, erscheinen die Verschwörer. Schnell erkennen sie, dass nicht der Gouverneur, sondern nur dessen Freund vor ihnen steht. Wenigstens wollen sie die Dame an seiner Seite bloßstellen. Renato zieht den Degen, um die Dame zu schützen. Als die Verschwörer auf ihn einstürzen, wirft sich Amelia dazwischen. Dabei fällt ihr Schleier. Renato ist erschüttert, als er sieht, dass diese Dame seine Frau ist. Höhnisch verspotten ihn die Verschwörer, hat er doch die Nachtgefährtin seines Herrn - seine eigene Frau - retten wollen. Verflogen sind Freundschaft und Treue zum Grafen: Grimmig bittet er die Verschwörer für den kommenden Tag in sein Haus, aber nicht, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, wie er betont, als sie sich - immer noch spottend und höhnend - entfernen. Rau ergreift er Amelias Arm und zerrt sie fort. |
3. Akt: | 1. Szene - In Renatos Studierzimmer Renato ist so schwer in seiner Ehre getroffen, dass er seine Frau sofort töten will. Er zückt seinen Degen. Amelia fleht um die Gnade, ihren Sohn noch einmal sehen zu dürfen. Diese letzte Bitte will er seiner Frau gewähren und schickt sie hinaus zum Kinderzimmer. Er legt den Degen beiseite und ein neuer Gedanke kommt ihm. Nicht an seiner Frau will er die erlittene Schande rächen, sondern an Richard, dem Verführer. Der Morgen graut, die Verschwörer kommen. Renato hält ihnen vor, dass sie den Gouverneur ermorden wollen und weist auf Dokumente, die ihr Vorhaben beweisen. Ihrem Erschrecken tritt er entgegen: Er werde sich ihnen anschließen. Er zerreißt die Schriftstücke und bietet sogar seinen Sohn als Pfand dafür an, dass er es wirklich so meine. Renato fordert, dass er die Tat ausführen wolle. Samuel widerspricht, denn der Gouverneur habe seinen Bruder erschlagen. Man einigt sich darauf, das Los entscheiden zu lassen. Tom fertigt die Lose an und wirft sie in eine Vase als Amelia zurückkommt und den Pagen ankündigt. Der soll warten! Erst soll sie das Los ziehen. Sie ahnt, was hier vorgeht. Schaudernd zieht sie ein Los und will es ihrem Gatten geben. Der aber verweist sie an Samuel, der das Los ergreift und den Namen vorliest: Renato. Mit eisiger Freude dankt Renato dem Schicksal und lässt den Boten rufen. Oscar bringt die Einladung zum Maskenball. Renato sagt grimmig zu - auch für Amelia, die sich vergeblich dagegen sträubt - denn das ist die gesuchte Gelegenheit für die Verschwörer! Sie einigen sich auf die Maske, in der sie auftreten wollen und bekräftigen ihren Schwur zur Tat. 2. Szene - Im Kabinett des Gouverneurs Richard hofft, dass Amelia sicher und unerkannt ihr Heim erreicht hat. Er beschließt, Renato und Amelia nach England zurückkehren zu lassen, auch wenn er ihr Bild immer im Herzen tragen werde. Dabei überkommt ihn eine Ahnung von bevorstehendem Unheil. Tanzmusik klingt aus dem Ballsaal herüber und Oskar überbringt den geheimen Brief einer Unbekannten. Darin wird der Graf vor einem Attentat gewarnt. Richard schlägt die Warnung in den Wind. Niemand solle glauben, er sei feige. Zu Oscar gewendet, trägt er ihm auf, den Gästen seine baldige Ankunft zu melden und geht mit ihm davon. 3. Szene - Saal im Hause des Gouverneurs Der hintere Vorhang hebt sich und erweitert das Kabinett zum Ballsaal. Hofstaat und geladene Gäste sind festlich gekleidet und maskiert. Man lustwandelt bei Getränken und Erfrischungen fröhlich durch den Saal. Die Verschwörer treffen aufeinander. Renato befürchtet, der Graf werde nicht kommen. Oscar erkennt ihn trotz der Maske und berichtet, der Graf sei doch gekommen, doch in welcher Verkleidung, mag er nicht verraten. Renato gibt vor, wichtige Mitteilungen für den Gouverneur zu haben. Da verrät der Page die Maske seines Herrn. Amelia tritt auf den Grafen zu. Inständig bittet sie ihn, das Fest sofort zu verlassen, da die Mörder bereits im Saal seien. Sie gestehen sich erneut ihre Liebe und Richard gibt ihr kund, dass sie mit ihrem Gatten nach England zurückkehren muss um ihrer beider Seelenfrieden. Sie sagen sich ein letztes Lebewohl, als der Mörder zusticht. Entsetzen breitet sich aus. Renato steht mit blutigem Dolch in der Hand. Die Wachen wollen den Mörder ergreifen. Richard hält sie auf und winkt Renato zu sich. Er erklärt, die Ehre seiner Frau sei unverletzt und reicht ihm das Dokument, durch das er Renatos Rückkehr nach England verfügt hat, um die heiligen Bande ihrer Freundschaft nicht zu entweihen. Renato erkennt das Grauen seines Verbrechens und fleht den Himmel um Vergebung an. Mit ersterbender Stimme vergibt und verzeiht der Graf allen Beteiligten und stirbt. |
Letzte Änderung am 31. Juli 2009
Beitrag von Peter Kranz
Beitrag von Peter Kranz